Design von Arne Jacobsen – Heute so gut wie damals
„Ich ersticke an Ästhetik“ sagte einst Architekt und Designer Arne Jacobsen. Um dem Erstickungstod zu entgehen, versuchte er wohl, so viel seiner ästhetischen Vorstellungen unter das Volk zu bringen, wie es ihm nur möglich war. Als ihn die Fluggesellschaft Scandinavian Airline System, kurz SAS, in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts beauftragte, das Radisson SAS Royal Hotel zu entwerfen, stellte er sicher, Einfluss auf jedes noch so kleine Detail zu haben. Türknäufe, Fußleisten und sogar das exakte Grau der Vorhänge mussten von ihm persönlich abgesegnet werden und auch das Besteck im Restaurant wurde speziell von ihm entworfen. Natürlich designte Jacobsen bei soviel Akribie auch die Möbel selbst. So entstanden Designklassiker, die sich bis heute noch größter Beliebtheit erfreuen.
Einer davon, die AJ-Leuchte, feiert in diesem Jahr fünfzigjähriges Jubiläum. Ein Grund für den Hersteller Louis Poulsen, dem coolen, skandinavischen Design eine Sonderedition zu widmen. Die Neuauflage kommt in bunten, dennoch zurückhaltenden Farben daher, die an das ursprüngliche Farbkonzept Jacobsens angelehnt sind. Zusammen mit den reduzierten Linien der Leuchte und dem leicht asymmetrischen Schirm ergibt sich minimalistisches Kunstwerk, das die Vorliebe des Designers für die klaren Strukturen und den Funktionalismus des Bauhaus perfekt widerspiegelt.
Das kopenhagener Hotel, das im Laufe der Zeit einigen Änderungen unterlegen ist und nun den Namen Radisson Blu Royal trägt, weist nur noch in der Arne Jacobsen-Suite, dem berühmten Zimmer 606, den vom Designer kreierten Originalzustand auf. Anlässlich des Jubiläums der AJ-Leuchten wurden selbigen jedoch fünf Zimmer gewidmet, die jeweils eine der neuen Farbvarianten präsentieren. Die jeweiligen Zimmernummern standen passenderweise Pate für die Namen der verschiedenen Modelle: 1805 Petroleum, 1806 Red, 1808 Sand, 1809 Yellow Green und schließlich 1820 Blue Green.
Solch ein Detail hätte dem 1971 verstorbenen Designer vermutlich gefallen. Sogar privat war er für seine Genauigkeit bekannt. So mussten angeblich die Kaffeetassen in seinem Schrank nach einem strikten Plan aufgereiht sein. Daher scheint es äußerst passend, dass er sich zur Entspannung als Gärtner betätigte, wohl in dem Versuch selbst der Natur noch ein Stück der ihm eigenen Ordnung zu verleihen.
Die AJ Jubiläumsedition jedenfalls feiert das Werk eines Mannes, der wahrscheinlich gerade wegen seiner Kleinkariertheit zu einem der größten Designer des letzten Jahrhunderts wurde.